erstellt: April 1994
überarbeitet: Oktober 2004
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Schwimmen
im Wildwasser
Warum
problematisch ?
Aus welchen Gründen auch immer ein Boot kentert -
die Paddler müssen schwimmen.
Das ist in einem rasch strömenden Fluß nicht ungefährlich.
Die Strömung reißt einen mit und die Orientierung ist aus der
Schwimmperspektive recht schwierig.
Die Fließgeschwindigkeit im Fluß nimmt von der Mitte der Hauptströmung
(Stromstrich) zu den Ufern hin ab. Die höhere Strömungsgeschwindigkeit, z.B.
in Flußmitte, übt eine gewisse Sogwirkung aus, die schwimmende Gegenstände
vom Ufer wegzieht.
Das Anlanden eines Schwimmers, der zudem durch das mitgeführte Boot und
Paddel behindert ist, wird somit erschwert.
Weitere Erschwernisse sind Wellen und Walzen, die dem Sog entsprechend häufig
schräg vom Ufer weg zum Stromstrich führen.
In sehr wasserreichen Wildflüssen (z.B. Inn - Imster Schlucht) wird das
Anlanden im Schwallbereich unmöglich. Man schwimmt unter Umständen
kilometerweit und vor allem sehr lange.
Da Wildflüsse zudem meist eiskaltes Schmelzwasser führen, kommt eine weitere
Gefahr hinzu, die Unterkühlung (Þ siehe hierzu separates Kapitel/ Seite „Unterkühlung“).
Darum immer geeignete Kälteschutzkleidung tragen (Þ
siehe hierzu separates Kapitel/ Seite „Kälteschutz“).
Sonst droht zusätzlich zur Ermüdung die Unterkühlung mit Steifheit bis hin zur
Bewegungsunfähigkeit, Aufprall gegen Felsen und schließlich dem Ertrinken.
Und noch was. Grundsätzlich eine Schwimmweste tragen, wobei man sich
aber trotzdem im klaren sein muß, daß eine Schwimmweste nur eine Schwimmhilfe
ist die zwar Auftrieb bietet, aber vor Preß- oder Saugströmungen nicht
schützen kann.
So mancher Paddler hat durch das ungewohnte „Schwimmen im Wildwasser“
(Wasserwucht und Kälte) einen Schock für’s Leben bekommen und hat seitdem
Angst vor stark strömendem Wasser bzw. traut sich nicht mehr in den Bereich
WW.
Dies sollte man auch im Hinterkopf behalten, wenn man im 2-er Canadier mit
mangelnden Paddelkenntnissen den Paddelpartner- oder Partnerin ins WW
überredet, obwohl diese von bewegterem Wasser gar nicht so angetan sind.
Wenn hier die Rede vom „Schwimmen“ ist, ist das nicht schwimmen im
eigentlichen Sinne (Kunst sich über Wasser zu halten), sondern es ist
vielmehr ein herunter- und durchgespült werden.
Richtiges
Verhalten
Ist man in der mißlichen Situation im Wildwasser schwimmen zu müssen,
sollte man sich folgendermaßen verhalten:
·
Bei einer Kenterung Boot und Paddel nicht
einfach davonschwimmen lassen, sondern beides fest im Griff behalten, es sei
denn, es droht eine besondere Gefahrenstelle.
·
Boot immer voraus schwimmen lassen und sich an
der hinteren Fangschlaufe festhalten (in Strömungsrichtung gesehen).
Droht ein Aufprall auf Felsblöcke oder Steinen wirkt das Boot als Prellbock.
Auch vor Prallwänden oder unterspülten Felsen bietet das Boot ein gewisses
Maß an Sicherheit.
Niemals vor dem Boot schwimmen (Quetschgefahr) -
wenn nicht anders möglich, Boot von sich stoßen.
·
Zunächst alles tun um sich selber zu helfen,
nicht auf fremde Hilfe warten und sich darauf verlassen.
Vor allem Ruhe bewahren, keine Panik.
·
In steilen, gestuften, flachen und felsigen
Bächen (z.B. Lech, Vorderrhein) lautet die Empfehlung:
Sich auf den Rücken legen und stromabwärts blicken, die Füße also voraus.
Hüfte und Füße möglichst nahe an der Oberfläche halten.
Steinberührungen federt man mit den Beinen ab.
Kommt eine beruhigte Uferzone oder Kiesbank in Sicht zum Ufer schwimmen,
indem man Beine und Arme einsetzt.
·
In tiefen Starkwasserflüssen mit großen Wellen
(z.B. Inn - Imster Schlucht) dagegen lautet die Empfehlung:
Solange beim Boot bleiben, bis man sich wieder kräftig genug fühlt.
Sich eine Uferseite aussuchen (möglichst mit Kiesbank) und gezielt und
gleichmäßig darauf zuschwimmen.
Das Boot dabei zwar schwimmen lassen, aber es ist über die Wurfsackleine
gesichert/ verbunden, den der Schwimmer mit ans Ufer zieht.
·
Sobald ein Helfer mit einem Wurfsack erblickt
wird:
Den Helfer im Auge behalten.
Arme und Beine auf der Wasseroberfläche spreizen, damit man ein größeres Ziel
abgibt.
Leine mit beiden Händen packen (das ist gar nicht so einfach, man hat ja noch
Boot und Paddel in den Händen, oder ?).
Leine um Brust und Schulter ziehen.
Sich auf den Rücken drehen und auf die Füße blicken.
Sich an Land ziehen lassen.
Nur wenige Bootsfahrer sind gute Schwimmer. Dabei ist richtiges Verhalten im
fließenden Wasser bei einer Kenterung lebensrettend.
Wie schon zu Beginn erwähnt, ist mit „Schwimmen“ im eigentlichen Sinn nicht
viel zu machen, man wird mehr oder weniger einfach herunter- und
durchgespült.
Wesentlich ist vor allem, kein panisches Verhalten zu zeigen.
Damit man als Gekenterter nicht zum Spielball der Strömung wird, sollte das
Schwimmen in harmlosen Stromschnellen immer wieder geübt werden, um auf den
Ernstfall vorbereitet zu sein.
Anmerkung:
Wesentlich umfangreichere und
detailliertere Informationen zum Schwimmen im „wildwässrigen“ Wasser, sowie
der Selbst- und Kameradenrettung stellt das „Canadier Handbuch“ bereit, das in gedruckter Form als 410-seitiges
Taschenbuch im praktischen Format 12,3 x 19 cm zur Verfügung steht.
Copyright beim Verfasser: Zurück zum Seitenanfang Zurück zur Canadier und Paddel Info-Seite
© Ralf Schönfeld
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